Alkoholhaltige Arzneimittel - Nitroimidazol-Derivate, Ketoconazol
Ethanol wird vor allem durch die Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd metabolisiert, der durch die Aldehyddehydrogenase weiter zu Essigsäure oxidiert wird. Vermutet wurde, dass die betroffenen Nitroimidazol-Derivate bzw. Ketoconazol die Aldehyddehydrogenase hemmen. Demnach wären erhöhte Acetaldehydspiegel für die Unverträglichkeitssymptome verantwortlich. In Untersuchungen an gesunden Probanden wurden aber keine Hemmung der Aldehyddehydrogenase und keine erhöhten Acetaldehyd-Plasmakonzentrationen während der Gabe von Metronidazol gefunden.
Reaktionen der Alkoholunverträglichkeit
Alkohol - auch in Arzneimitteln - kann während einer Therapie mit Nitroimidazol-Derivaten (Metronidazol, Ornidazol, Tinidazol) oder Ketoconazol in Einzelfällen Unverträglichkeitsreaktionen wie Flush, Kopfschmerzen, Übelkeit und Blutdruckabfall auslösen, ähnlich wie beim Disulfiram-Effekt, aber schwächer.
Vor einer Therapie mit den betroffenen Nitroimidazol-Derivaten bzw. Ketoconazol sollen die Patienten auf die mögliche Alkoholunverträglichkeit hingewiesen werden: Sie sollen möglichst bis 48 Stunden nach Behandlungsende Alkohol - auch in Arzneimitteln - vermeiden. Dies gilt auch für die vaginale Anwendung von Metronidazol.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Nitroimidazol-Derivate - Enzyminduktoren (CYP3A4)
Enzyminduktoren von CYP3A4 beschleunigen die Elimination der Nitroimidazole. Verminderte Plasmakonzentrationen von Metronidazol wurden bei gleichzeitiger Behandlung mit den genannten Enzyminduktoren gemessen. Phenobarbital erhöhte die Clearance von Metronidazol im Schnitt um das 1,51-Fache und verringerte die AUC von Metronidazol im Schnitt um 29 %.
Verminderte Wirksamkeit der Nitromidazole möglich
Bei gleichzeitiger Anwendung mit Enzyminduktoren wie Barbiturate, Phenytoin oder Rifampicin kann die antimikrobielle Wirksamkeit der Nitroimidazole vermindert sein. Therapieversagen wurde berichtet.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Barbituraten, Phenytoin oder Rifampicin soll sorgfältig auf die therapeutische Wirksamkeit der Nitroimidazole geachtet werden, eventuell unter Überwachung der Plasmakonzentrationen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Vitamin-K-Antagonisten - Nitroimidazol-Derivate
Die Nitroimidazol-Derivate hemmen CYP2C9 und dadurch den oxidativen Metabolismus der Vitamin-K-Antagonisten.
Verstärkte Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten - Blutungsgefahr
Die gerinnungshemmende Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten kann unmittelbar nach Beginn einer gleichzeitigen Behandlung mit Nitroimidazol-Derivaten (Metronidazol, Ornidazol) verstärkt werden, Blutungskomplikationen können auftreten.
Wenn während einer Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten Nitroimidazol-Derivate gegeben werden sollen, müssen die Gerinnungsparameter (INR) bis zur Stabilisierung besonders sorgfältig überwacht werden. Eventuell ist eine Reduktion der Antikoagulantiendosis erforderlich. Für Warfarin wurde bei gleichzeitiger Behandlung mit Metronidazol eine Reduktion der Dosis auf etwa ein Drittel empfohlen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig