Gestagene - Ulipristal (Myombehandlung)
Ulipristal wird mit hoher Affinität an den Progesteron-Rezeptor gebunden und kann daher die Wirkungen Gestagen-haltiger Arzneimittel beeinträchtigen. Umgekehrt könnten Gestagene durch Konkurrenz um den Progesteron-Rezeptor die Ulipristal-Wirkungen abschwächen.
Verminderte Wirksamkeit der Gestagene bzw. von Ulipristal
Ulipristal und Gestagene können sich in ihrer Wirksamkeit gegenseitig beeinträchtigen. Dies betrifft auch die Anwendung von Ulipristal zur Behandlung von Uterusmyomen.
Die gleichzeitige Behandlung mit Ulipristal und Gestagenen wird nicht empfohlen. Arzneimittel, die Gestagene (u. a. hormonale Kontrazeptiva) enthalten, sollen bis 12 Tage nach Ende der Ulipristal-Gabe zur Behandlung von Myomen nicht angewandt werden. Obwohl die meisten mit Ulipristal behandelten Frauen keine Ovulationen haben, wird für die Dauer der Ulipristal-Therapie eine nicht hormonale Verhütungsmethode empfohlen.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
Antidiabetika - Estrogene, Gestagene
Wie Estrogene und Gestagene den Glucosestoffwechsel beeinflussen, ist nicht geklärt. Einflüsse auf Blutlipide, Cortisolsekretion, Leberfunktion, Gewebeutilisation, Konzentrationen an Sexualhormon-bindendem Globulin oder Wachstumshormon wurden diskutiert. In Studien mit niedrig dosierten kombinierten hormonalen Kontrazeptiva (<50 myg Ethinylestradiol) wurden in der Regel keine hyperglykämischen oder diabetogenen Effekte gefunden; Einzelfälle sind aber nicht auszuschliessen. Sogenannte Minipillen mit einer geringen Gestagen-Dosis haben nur minimale Effekte auf die periphere Insulinresistenz. Bei Gestagenen mit ausgeprägteren androgenen Eigenschaften wie Levonorgestrel scheint der hypergkylämische Effekt stärker zu sein.
Verminderte blutzuckersenkende Wirkung möglich
Estrogene und Gestagene können dosisabhängig die Glucosetoleranz und die periphere Insulinresistenz verändern, allerdings nur selten in klinisch relevantem Ausmass. Selten kann im Verlauf der Behandlung eine Hyperglykämie, noch seltener eine Hypoglykämie auftreten.
Der Blutzucker soll bei Diabetikerinnen und Frauen, von denen ein früherer Schwangerschaftsdiabetes bekannt ist, vorsichtshalber überwacht werden, wenn sie Estrogene und/oder Gestagene erhalten. Dies gilt auch für Diabetiker, die mit dem zytostatischen Estrogen-Derivat Estramustin behandelt werden.
Diabetikerinnen sollen - auch wegen ihres erhöhten kardiovaskulären Risikos - prinzipiell niedrigst dosierte hormonale Kontrazeptiva erhalten.
Vorsichtshalber überwachen
Progesteron - Azol-Antimykotika
Die Azol-Antimykotika hemmen das Isoenzym CYP3A4, durch das Progesteron oxidativ metabolisiert wird. Da die Interaktion konzentrationsabhängig ist, spielt sie bei dermaler Applikation der Antimykotika keine Rolle.
Verstärkte Wirkungen der betroffenen Stoffe möglich
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Azol-Antimykotika werden erhöhte Plasmakonzentrationen von Progesteron und möglicherweise Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen erwartet.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Azol-Antimykotika soll besonders auf Überdosierungssymptome von Progesteron geachtet und die Dosierung nach Bedarf angepasst werden.
Vorsichtshalber überwachen
Progesteron - Enzyminduktoren (CYP3A4)
Die genannten CYP3A4-Induktoren induzieren im Verlauf weniger Wochen das Isoenzym CYP3A4 und können so den oxidativen Metabolismus des CYP3A4-Substrats Progesteron beschleunigen.
Verminderte Wirksamkeit von Progesteron möglich
Die Wirksamkeit des physiologischen Gelbkörperhormons Progesteron wird möglicherweise durch CYP3A4-Induktoren (Carbamazepin, Efavirenz, Nevirapin, Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Rifabutin, Rifampicin, Ritonavir) beeinträchtigt. Ein beschleunigter Gestagen-Metabolismus kann Veränderungen des Blutungsmusters hervorrufen.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit einem CYP3A4-Induktor unerlässlich, soll sorgfältig auf ausreichende Wirksamkeit von Progesteron geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen
Estrogene, Gestagene (Substitution) - Johanniskraut
Offenbar induzieren Inhaltsstoffe des Johanniskrauts CYP3A4, CYP1A2 und den Effluxtransporter P-Glycoprotein und senken so die Plasmakonzentrationen der Estrogene und der Gestagene. Die Wechselwirkung mit Johanniskraut wurde nur bei hormonalen Kontrazeptiva untersucht, ist aber auch bei Estrogenen und Gestagenen zur Hormonsubstitution zu erwarten.
Verminderte Wirksamkeit der Estrogene, Gestagene
Johanniskraut kann möglicherweise innerhalb weniger Tage bis Wochen die Wirksamkeit von Estrogenen bzw. Gestagenen zur Hormonsubstitution beeinträchtigen. Verstärkte klimakterische Symptome und Veränderungen des uterinen Blutungsmusters können vorkommen.
Patientinnen, die gleichzeitig Johanniskraut erhalten, sollen auf ausreichende Wirksamkeit der Hormonsubstitution achten.
Vorsichtshalber überwachen
Estrogene, Gestagene - Romiplostim
Beide Arzneimittelgruppen wirken prokoagulatorisch: Romiplostim fördert die Produktion von Thrombozyten. Kontrazeptiva oder Hormonersatztherapeutika wirken akut prokoagulatorisch; die Konzentration der Gerinnungsfaktoren VII und VIII steigt; nach dem Absetzen des Kontrazeptivums ist das Risiko nicht mehr erhöht. Die erwartete Wechselwirkung wurde nicht untersucht.
Erhöhte Gefahr thromboembolischer Ereignisse
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Romiplostim und hormonalen Kontrazeptiva oder Hormonersatztherapeutika ist ein erhöhtes Thromboserisiko zu erwarten.
Romiplostim soll bei Patientinnen, die Kontrazeptiva oder Hormonersatztherapeutika erhalten, auf Grund des erhöhten Thromboserisikos mit Vorsicht angewendet werden.
Vorsichtshalber überwachen