Zentraldämpfende Stoffe - Alkoholhaltige Arzneimittel
In erster Linie beruht die Wechselwirkung auf additiven pharmakodynamischen Effekten: Alkohol unter ca. 0,5 Promille hemmt im ZNS inhibitorische, über ca. 0,5 Promille auch exzitatorische Neurone. Die Wirkungen von zentraldämpfenden Arzneistoffen werden daher ab einer Blutalkoholkonzentration von etwa 0,5 Promille deutlich verstärkt. Eine vermehrte Absorption (z.B. durch Metoclopramid) sowie eine Hemmung des oxidativen Metabolismus können darüber hinaus eine Rolle spielen.
Die Interaktion ist auch bei Augenzubereitungen möglich: die Arzneistoffe werden über die Binde- und die Nasenschleimhaut unter Umgehung des hepatischen First-pass-Effekts absorbiert, so dass wirksame Plasmakonzentrationen resultieren können.
Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen
Alkohol, inkl. in Arzneimitteln, kann die zentraldämpfenden Wirkungen vieler Pharmaka unvorhersehbar verstärken: vor allem Sedierung, Benommenheit und Konzentrationsstörungen können vermehrt bzw. verstärkt auftreten.
Die Konzentrationsfähigkeit (z.B. im Strassenverkehr) kann stark beeinträchtigt sein.
In Einzelfällen können lebensbedrohliche Zustände durch Atemdepression und kardiovaskuläre Effekte auftreten.
Patienten, die zentraldämpfende Pharmaka erhalten, müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass schon geringe Alkoholmengen, wie in Arzneimitteln, die Wirkungen der Arzneistoffe unvorhersehbar verstärken oder verändern können und somit die Konzentrationsfähigkeit (z.B. im Strassenverkehr) erheblich beeinträchtigen.
Eine alkoholfreie Alternative für das alkoholhaltige Arzneimittel ist zu erwägen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Vitamin-K-Antagonisten - Noscapin
Noscapin hemmt CYP2C9 und CYP2C19 und dadurch vermutlich den oxidativen Metabolismus der Vitamin-K-Antagonisten.
Verstärkte blutgerinnungshemmende Wirkung - Blutungsgefahr
In mehreren Einzelfällen traten unter einer Dauertherapie mit Warfarin bzw. Phenprocoumon einige Tage nach Beginn einer Behandlung mit dem Antitussivum Noscapin erhöhte INR-Werte auf. In 2 Fällen wurden Blutungskomplikationen berichtet.
Während einer Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten sollen alternative Antitussiva gegen Reizhusten bevorzugt werden. Ist die gleichzeitige Behandlung nötig, muss die INR engmaschig überwacht werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Antitussiva - Expektorantien (Mukolytika)
Die gleichzeitige Anwendung eines Antitussivums mit einem Expektorans kann über eine Hemmung des Hustenreflexes das Abhusten des verflüssigten Bronchialschleims beeinträchtigen.
Sekretstau nicht auszuschliessen
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Antitussiva und Expektorantien (Sekretolytika) kann bei einem Husten mit erheblicher Schleimproduktion ein Sekretstau entstehen, der Atemwegsinfektionen begünstigt.
Die gleichzeitige Einnahme eines Expektorans mit einem Antitussivum ist bei einem Husten mit erheblicher Schleimproduktion möglichst zu vermeiden. Eine kombinierte Anwendung kann sinnvoll sein, wobei tagsüber das Expektorans und nachts das Antitussivum empfohlen wird.
Überwachung bzw. Anpassung nötig