Retinoide - Tetracycline
Vermutlich handelt es sich um additive pharmakodynamische Effekte, denn sowohl Retinoide als auch Tetracycline können in seltenen Fällen eine Hirndrucksteigerung hervorrufen. Hirndrucksteigerungen können mehrere Wochen nach Behandlungsbeginn auftreten. Bis 1983 lagen der FDA 10 Berichte über Pseudotumor cerebri in Zusammenhang mit Isotretinoin vor. Fünf dieser Patienten waren gleichzeitig mit Minocyclin oder Tetracyclin behandelt worden.
Erhöhte Inzidenz von Hirndrucksteigerungen
Bei gleichzeitiger systemischer Behandlung mit Retinoiden (Acitretin, Alitretinoin, Isotretinoin, Tretinoin) und Tetracyclinen ist die Inzidenz von sekundären, reversiblen Erhöhungen des Schädelinnendrucks (Pseudotumor cerebri) mit starken Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen sowie Stauungspapille und Sehstörungen, z. B. Doppeltsehen, anscheinend erhöht. Die Symptome klingen in der Regel nach Absetzen der Arzneimittel bald ab; die Sehstörungen können aber einige Zeit persistieren.
Die gleichzeitige systemische Behandlung mit Retinoiden und Tetracyclinen ist kontraindiziert. In der Akne-Behandlung sollen eine ausreichende Zeit vor, während und nach einer Minocyclin-Therapie keine Retinoide eingenommen werden; dabei sind die teils sehr langen Halbwertszeiten der Retinoide zu bedenken. Patienten, bei denen es unter der Behandlung zu einer Erhöhung des Schädelinnendrucks kommt, müssen das Retinoid oder das Tetracyclin oder beides unverzüglich absetzen.
Lokal angewandte Retinoid-Zubereitungen erhöhen das Risiko von Hirndrucksteigerungen sehr wahrscheinlich nicht.
Schwerwiegende Folgen wahrscheinlich - kontraindiziert
Retinoide (systemisch) - Azol-Antimykotika
Die Azol-Antimykotika hemmen den oxidativen Metabolismus der Retinoide durch Hemmung von CYP3A4. Studien, in denen der Einsatz von Fluconazol und Ketoconazol geprüft wurde, um die Abnahme der Tretinoin-Plasmakonzentrationen bei kontinuierlicher Gabe zu hemmen, zeigten deutlich erhöhte Plasmakonzentrationen.
Verstärkte Wirkungen der Retinoide möglich
Azol-Antimykotika können die Wirkungen von systemisch applizierten Retinoiden (Tretinoin, Alitretinoin, Bexaroten) verstärken. In Einzelfällen wurde bei gleichzeitiger Behandlung mit Tretinoin und Azol-Antimykotika über akute Niereninsuffizienz, Hyperkalziämie und reversible Erhöhungen des Schädelinnendrucks (Pseudotumor cerebri) mit Kopfschmerzen, Benommenheit und Übelkeit berichtet.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit Azol-Antimykotika nötig, müssen die Patienten verstärkt auf die unerwünschten Wirkungen der genannten Retinoide überwacht und die Retinoid-Dosierungen nach Bedarf verringert werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Substrate (CYP3A4, OATP1B1, OATP1B3) - Remdesivir
In-vitro ist Remdesivir ein Hemmer von CYP3A4, OATP1B1 und OATP1B3. Remdesivir kann vorübergehend die Plasmakonzentrationen der Substrate von CYP3A4 oder OATP1B1/1B3 erhöhen. Es liegen keine Daten zu diesen Interaktionen vor und ihre klinische Bedeutung ist nicht erwiesen.
Verstärkte Wirkung der genannten Substrate möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit Remdesivir kann die Wirkungen der Substrate von CYP3A4, OATP1B1 oder OATP1B3 verstärken.
Es wird empfohlen, die genannten Substrate mindestens 2 Stunden nach Remdesivir zu verabreichen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Tucatinib - CYP2C8-Inhibitoren, mässig
Tucatinib wird zu einem relevanten Teil durch CYP2C8 metabolisiert, mässige Inhibitoren von CYP2C8 können daher die systemische Exposition von Tucatinib erhöhen.
Verstärkte Wirkungen von Tucatinib möglich
Bei gleichzeitiger Behandlung mit mässigen CYP2C8-Inhibitoren werden vermehrt UAW von Tucatinib befürchtet (z.B. Diarrhoe, Palmo-plantare Erythrodysthäsie, erhöhte ALT und AST, Übelkeit, Erbrechen, Elektrolytstörungen).
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Tucatinib und mässigen CYP2C8-Inhibitoren sollte auf das Auftreten von unerwünschten Wirkungen von Tucatinib besonders geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen