Thioridazin - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
Die Hemmung von CYP2D6 erhöht die Plasmakonzentrationen von Thioridazin. Das Phenothiazin-Neuroleptikum kann dosis- bzw. konzentrationsabhängig das QT-Intervall verlängern und ventrikuläre Tachykardien vom Torsade-de-pointes-Typ hervorrufen. Einige der genannten CYP2D6-Hemmer beeinträchtigen ebenfalls die kardiale Erregungsleitung und verlängern die QT-Zeit.
Erhöhtes Risiko von ventrikulären Tachykardien (Torsade de pointes)
Inhibitoren von CYP2D6 (Cimetidin, Cinacalcet, Dapoxetin, Duloxetin, Fluoxetin, Fluvoxamin, Mirabegron, Moclobemid, Paroxetin, Terbinafin) können die Wirkungen von Thioridazin verstärken. Das Risiko von schwerwiegenden und potentiell tödlichen Herzrhythmusstörungen vom Typ Torsade de pointes (TdP) ist erhöht.
Die gleichzeitige Behandlung mit Thioridazin und den genannten CYP2D6-Inhibitoren ist kontraindiziert. Nach Absetzen von Thioridazin sollen 14 Tage bis zum Beginn der Behandlung mit einem CYP2D6-Inhibitor abgewartet werden. Nach Absetzen eines der betroffenen CYP2D6-Inhibitoren muss je nach Pharmakokinetik und Halbwertszeit einige Tage bis zum Beginn einer Behandlung mit Thioridazin abgewartet werden (Dapoxetin: 7 Tage).
Schwerwiegende Folgen wahrscheinlich - kontraindiziert
Pimozid - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
Pimozid wird hauptsächlich oxidativ durch CYP3A4 und CYP2D6 metabolisiert, so dass bei gleichzeitiger Behandlung mit CYP2D6-Hemmern erhöhte Pimozid-Plasmakonzentrationen zu erwarten sind.
Verstärkte Wirkungen von Pimozid - Gefahr von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen
Bei gleichzeitiger Behandlung mit CYP2D6-Inhibitoren (Bupropion, Cinacalcet) sind verstärkte Wirkungen von Pimozid nicht auszuschliessen. Besonders risikoreich sind kardiotoxische Effekte wie eine Verlängerung des QT-Intervalls, die ventrikuläre Tachykardien (Torsade de pointes) mit symptomatischen Ohnmachtsanfällen, Dyspnoe oder Tachykardie und Herzstillstand hervorrufen kann.
Die gleichzeitige Behandlung mit Pimozid und den genannten CYP2D6-Inhibitoren ist kontraindiziert.
Nicht empfohlen (vorsichtshalber kontraindiziert)
Substrate (CYP1A2) - Enzyminhibitoren (CYP1A2)
CYP1A2-Inhibitoren hemmen den oxidativen Metabolismus der CYP1A2-Substrate. Ciprofloxacin erhöhte die Bioverfügbarkeit von Ropinirol, dreimal täglich 2 mg, im Schnitt um 84 %. Ciprofloxacin, 500 mg zweimal täglich peroral über zweieinhalb Tage, verringerte die Clearance von intravenösem Lidocain bei gesunden Probanden um ca. 22 %. Enoxacin, Cimetidin und Fluvoxamin erhöhten die Gesamthemmung der Phosphodiesterase-4 durch Roflumilast um ca. 25 %, 47 % bzw. 59 %.
Verstärkte Wirkungen der betroffenen Stoffe möglich
Die Wirkungen von Stoffen, die überwiegend durch CYP1A2 abgebaut werden (Anagrelid, Cinacalcet, Lidocain, Loxapin, Riluzol, Roflumilast, Ropinirol), können durch gleichzeitige Behandlung mit CYP1A2-Hemmern verstärkt werden. Substanzspezifische unerwünschte Wirkungen können vermehrt bzw. verstärkt auftreten.
Patienten, die ein CYP1A2-Substrat erhalten, sind bei gleichzeitiger Behandlung mit einem CYP1A2-Hemmer (Ciprofloxacin, Fluvoxamin) auf verstärkte Wirkungen zu überwachen: Eine Dosisverminderung kann nötig werden. Wurde die Dosierung des CYP1A2-Substrats verringert, muss sie nach dem Absetzen des CYP1A2-Hemmers wieder nach Bedarf erhöht werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Tamoxifen - Enzyminhibitoren (CYP2D6), starke
Tamoxifen ist ein Prodrug und wird durch CYP2D6 zu seinen aktiven Metaboliten (vor allem Endoxifen) verstoffwechselt. Ist die Aktivität von CYP2D6 durch gleichzeitige Einnahme von starken CYP2D6-Inhibitoren oder genetisch bedingt vermindert, werden deutlich verminderte Endoxifen-Plasmakonzentrationen gemessen. Einige Studien zeigten ein erhöhtes Risiko von Brustkrebsrezidiven unter der Behandlung mit CYP2D6-Inhibitoren; aber auch gegenteilige Ergebnisse wurden publiziert.
Verminderte Wirksamkeit von Tamoxifen möglich
Die Behandlung mit starken CYP2D6-Inhibitoren (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Paroxetin, Terbinafin) kann möglicherweise die Wirksamkeit von Tamoxifen beeinträchtigen und es kann eventuell schneller bzw. häufiger zu Brustkrebs-Rezidiven kommen.
Während einer Tamoxifen-Therapie soll die Behandlung mit starken CYP2D6-Inhibitoren möglichst vermieden werden; indikationsgerechte Alternativen sollen bevorzugt werden. Ist sie unerlässlich, soll sie in der niedrigst wirksamen Dosierung und so kurz wie möglich erfolgen.
Anstelle von Tamoxifen können der Estrogen-Rezeptor-Modulator Raloxifen oder die Aromatase-Hemmer Anastrozol bzw. Letrozol erwogen werden. Als alternatives Antidepressivum kommt z. B. Mirtazapin in Frage; als alternativer Serotonin-Reuptake-Hemmer kann Citalopram, ein schwacher CYP2D6-Inhibitor, erwogen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Substrate (CYP3A4) - Enzyminduktoren (CYP3A4)
CYP3A4-Induktoren beschleunigen den oxidativen Metabolismus von CYP3A4-Substraten und senken deren Bioverfügbarkeit. Überdies induzieren einige dieser Stoffe Efflux-Transporter wie P-Glycoprotein, wodurch die enterale Absorption vermindert werden kann.
Rifampicin, 600 mg/Tag, senkte die AUC von Exemestan, 25 mg/Tag, um ca. 54 % und die des aktiven Metaboliten von Fesoterodin um etwa 70 %. Die Bioverfügbarkeit einer Einzeldosis von 375 mg Aprepitant am 9. Tag einer 14-tägigen Behandlung mit Rifampicin (600 mg/Tag) war um etwa 91 % vermindert. Rifampicin reduzierte die AUC von Rivaroxaban um etwa 50 %, die von Ticagrelor um ca. 86 %, die von Tofacitinib um 84 %, die von Idelalisib (150 mg) um 75 %. Mehrere 600-mg-Dosen Rifampicin verringerten die AUC einer 125-mg-Einzeldosis Palbociclib im Schnitt um 85 %.
Bei Gabe von Rifampicin täglich 600 mg 7 Tage vor und 7 Tage nach einer Einzeldosis von 180 mg Rolapitant war die AUC von Rolapitant um ca. 87 % und die seines aktiven Metaboliten um ca. 89 % vermindert.
Rifampicin, 600 mg täglich, verringerte bei gesunden Probanden die durchschnittliche AUC0-unendlich einer Einzeldosis von 1340 mg Tivozanib auf ca. 48 %; cmax und AUC0-24h waren nicht signifikant verändert.
Verminderte Wirksamkeit der betroffenen Stoffe möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit CYP3A4-Induktoren kann die Wirksamkeit der betroffenen CYP3A4-Substrate (Apremilast, Aprepitant, Bortezomib, Cabazitaxel, Cinacalcet, Dabrafenib, Desfesoterodin, Dronedaron, Eplerenon, Etravirin, Exemestan, Fesoterodin, Fosaprepitant, Ibrutinib, Idelalisib, Ivabradin, Ivacaftor, Ixabepilon, Macitentan, Mifepriston, Olaparib, Palbociclib, Piperaquin, Rivaroxaban, Rolapitant, Rucaparib, Silodosin, Ticagrelor, Tivozanib, Tofacitinib, Tolvaptan, Trabectedin, Vismodegib) innerhalb weniger Tage beeinträchtigen.
Die gleichzeitige Behandlung mit den genannten CYP3A4-Substraten und CYP3A4-Induktoren soll vermieden werden; geeignete therapeutische Alternativen sind vorzuziehen. Wird dennoch gleichzeitig behandelt, sollen die Patienten sorgfältig auf eine verminderte Wirksamkeit hin beobachtet und die Dosierung des betroffenen CYP3A4-Substrats ggf. erhöht werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Flecainid, Propafenon - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
Der Metabolismus von Flecainid und Propafenon wird durch CYP2D6 katalysiert, so dass Inhibitoren dieses Isoenzyms den Abbau hemmen und einen Anstieg der Flecainid- bzw. Propafenon-Plasmakonzentrationen hervorrufen können. Paroxetin erhöhte die AUC von Flecainid im Schnitt um 15 %. Fluoxetin, 20 mg, erhöhte die Spitzenkonzentration vom S-Enantiomer von Propafenon im Schnitt um 39 % und vom R-Enantiomer um 71 %. Chindin erhöhte die Steady-state-Konzentration von Propafenon im Schnitt um das 2,7-Fache und reduzierte die Clearance von Flecainid im Schnitt um 15 %.
Verstärkte kardiodepressive Wirkungen der Antiarrhythmika möglich
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Inhibitoren von CYP2D6 können verstärkte Wirkungen von Flecainid bzw. Propafenon wie verminderte Herzleistung, Erregungsleitungsstörungen (AV-Block) und Bradykardie sowie Delirium auftreten.
Wenn möglich, sollen therapeutische Alternativen zu Flecainid bzw. Propafenon eingesetzt werden. Ist dies nicht möglich, sollen Einstellung und Langzeit-Therapie sowie Dosisveränderungen unter EKG-Kontrolle und Plasmakonzentrationsbestimmungen vorgenommen werden.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Eliglustat - Enzyminhibitoren (CYP2D6), mässige
Eliglustat wird primär über CYP2D6 und in geringerem Masse über CYP3A4 metabolisiert. Bei gleichzeitiger Behandlung mit mässigen CYP2D6-Inhibitoren und Eliglustat (2mal täglich 84 mg) bei nicht langsamen Metabolisierern wird eine 4-fache Erhöhung der Eliglustat-Plasmakonzetrationen erwartet.
Verstärkte Wirkungen von Eliglustat möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit mässigen CYP2D6-Inhibitoren kann die Wirkungen von Eliglustat verstärken. Als Überdosierungssymptome von Eliglustat sind Schwindel, Hypotonie, Bradykardie, Übelkeit und Erbrechen beschrieben.
Bei intermediären und schnellen CYP2D6-Metabolisierern wird bei gleichzeitiger Behandlung mit mässigen CYP2D6-Inhibitoren Vosicht geboten. Bei langsamen CYP2D6-Metabolisierern sind keine Empfehlungen möglich.
Kontraindikation
Gleichzeitige Behandlung mit einem mässigen CYP2D6-Inhibitor zusamment mit einem starken oder mässigen CYP3A-Inhibitor bei intermediären und schnellen CYP2D6-Metabolisierern.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Substrate (CYP3A4, OATP1B1, OATP1B3) - Remdesivir
In-vitro ist Remdesivir ein Hemmer von CYP3A4, OATP1B1 und OATP1B3. Remdesivir kann vorübergehend die Plasmakonzentrationen der Substrate von CYP3A4 oder OATP1B1/1B3 erhöhen. Es liegen keine Daten zu diesen Interaktionen vor und ihre klinische Bedeutung ist nicht erwiesen.
Verstärkte Wirkung der genannten Substrate möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit Remdesivir kann die Wirkungen der Substrate von CYP3A4, OATP1B1 oder OATP1B3 verstärken.
Es wird empfohlen, die genannten Substrate mindestens 2 Stunden nach Remdesivir zu verabreichen.
Überwachung bzw. Anpassung nötig
Acetylcholinesterase-Hemmer - Enzyminhibitoren (CYP2D6, CYP3A4)
Der oxidative Metabolismus von Donepezil und Galantamin wird durch CYP3A4 und CYP2D6 katalysiert. Inhibitoren dieser Enzyme können daher die Bioverfügbarkeit dieser Acetylcholinesterase-Hemmer erhöhen: In einer Studie mit gesunden Freiwilligen erhöhte Ketoconazol die mittleren Donepezil-Konzentrationen um etwa 30 %. Die Galantamin-Bioverfügbarkeit war bei gleichzeitiger Behandlung mit Paroxetin um ca. 40 %, bei gleichzeitiger Behandlung mit Ketoconazol um 30 % erhöht. Erythromycin erhöhte die Bioverfügbarkeit von Galantamin um 12 %.
Verstärkte Wirkungen von Donepezil und Galantamin möglich
Werden während der Behandlung mit den Acetylcholinesterase-Hemmern Donepezil oder Galantamin starke Inhibitoren von CYP2D6 (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Paroxetin, Terbinafin) oder CYP3A4 (Boceprevir, Clarithromycin,Cobicistat, Conivaptan, Erythromycin, Idelalisib, Indinavir, Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Ritonavir, Saquinavir, Telaprevir, Telithromycin, Voriconazol) eingesetzt, so ist in Einzelfällen vermehrt bzw. verstärkt mit unerwünschten Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe sowie potentiell lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen vom Typ Torsade de pointes zu rechnen.
Donepezil und Galantamin sollen mit Vorsicht zusammen mit den genannten CYP2D6- bzw. CYP3A4-Inhibitoren eingesetzt werden. Auf die genannten unerwünschten Wirkungen soll besonders geachtet und bei Bedarf die Dosierung von Donepezil bzw. Galantamin angepasst werden.
Vorsichtshalber überwachen
Cinacalcet - Enzyminhibitoren (CYP3A4)
Der oxidative Metabolismus des CYP3A4-Substrats Cinacalcet wird durch CYP3A4-Inhibitoren gehemmt. Ketoconazol, 200 mg zweimal täglich, erhöhte bei gesunden Probanden die Bioverfügbarkeit einer 90-mg-Einzeldosis von Cinacalcet auf etwa das Doppelte.
Verstärkte Wirkungen von Cinacalcet möglich
Bei gleichzeitiger Behandlung mit CYP3A4-Hemmern (Clarithromycin, Cobicistat, Indinavir, Itraconazol, Ketoconazol, Posaconazol, Ritonavir, Saquinavir, Telithromycin, Voriconazol) wird mit verstärkten Wirkungen von Cinacalcet gerechnet (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Benommenheit, Bauchschmerzen). Eine Hypokalziämie wurde in der bisher einzigen Studie zu dieser Wechselwirkung nicht beobachtet.
Die gleichzeitige Behandlung mit Cinacalcet und den genannten CYP3A4-Inhibitoren soll mit Vorsicht vorgenommen werden; eine Dosisanpassung von Cinacalcet kann erforderlich sein, wenn eine Behandlung mit einem CYP3A4-Inhibitor beginnt oder endet. Auf Zeichen einer Über- oder Unterdosierung ist zu achten.
Vorsichtshalber überwachen
Substrate (CYP2D6) - Cinacalcet
Cinacalcet ist ein starker Hemmstoff von CYP2D6 und kann den oxidativen Metabolismus von Arzneistoffen hemmen, die durch dieses Isoenzym abgebaut werden. Die gleichzeitige Anwendung von 90 mg Cinacalcet einmal täglich über 7 Tage erhöhte bei schnellen CYP2D6-Metabolisierern die Bioverfügbarkeit einer 50-mg-Einzeldosis des CYP2D6-Substrats Desipramin im Schnitt um das 3,6-Fache.
Verstärkte Wirkungen der betroffenen Stoffe möglich
Bei gleichzeitiger Anwendung mit Cinacalcet muss mit verstärkten Wirkungen von CYP2D6-Substraten gerechnet werden, die eine kleine therapeutische Breite haben (Clomipramin, Metoprolol, Nortriptylin).
Cinacalcet darf nur mit Vorsicht gleichzeitig mit einem CYP2D6-Substrat angewandt werden: Eine Dosisanpassung der CYP2D6-Substrate kann notwendig werden.
Vorsichtshalber überwachen
Dextromethorphan - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
Die genannten Inhibitoren hemmen mit CYP2D6 das Enzym, das für den oxidativen Metabolismus von Dextromethorphan und damit für dessen Elimination entscheidend ist. Mehrfachdosen von 50 mg Cinacalcet erhöhten die AUC von 30 mg Dextromethorphan bei extensiven CYP2D6-Metabolisierern um ca. das 11-Fache.
Verstärkte Wirkungen von Dextromethorphan möglich
Bei gleichzeitiger Behandlung mit CYP2D6-Hemmern (Amiodaron, Chinidin, Cimetidin, Cinacalcet, Haloperidol, Terbinafin, Thioridazin, Ritonavir, Propafenon) sind verstärkte Wirkungen von Dextromethorphan nicht auszuschliessen. Dies sind vor allem serotoninerge Effekte: Schwindel, Erregung, Konfusion, Tremor, Bewusstseinsstörungen, Schlafstörungen, Diarrhoe, Atemdepression, Tachykardie, Blutdruckabfall.
Bei Behandlung mit den genannten CYP2D6-Inhibitoren soll Dextromethorphan mit Vorsicht eingesetzt werden. Vorsichtshalber soll auf mögliche Überdosierungssymptome geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen
Substrate (CYP1A2) - Vemurafenib
Vemurafenib ist ein mässiger CYP1A2-Hemmer: Die wiederholte Gabe von Vemurafenib über 15 Tage erhöhte die Plasmaverfügbarkeit einer Einzeldosis Coffein durchschnittlich auf das 2,5-Fache (maximal bis zum 10-Fachen).
Verstärkte Wirkungen der CYP1A2-Substrate möglich
Vemurafenib kann möglicherweise innerhalb von einigen Tagen die Wirkungen von CYP1A2-Substraten (Agomelatin, Aminophyllin, Chinin, Cinacalcet, Coffein, Clozapin, Duloxetin, Melatonin, Rasagilin, Riluzol, Roflumilast, Ropinirol, Theophyllin) verstärken. Je nach dem pharmakologischen Profil des CYP1A2-Substrats können verstärkte unerwünschte Effekte auftreten.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit Vemurafenib und einem der betroffenen CYP1A2-Substrate nötig, sind die Patienten zu Beginn der gleichzeitigen Therapie über mehrere Tage sorgfältig auf eventuell verstärkte Effekte zu beobachten und die Dosierung des CYP1A2-Substrats nach Bedarf anzupassen.
Vorsichtshalber überwachen
Codein - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
Die analgetische Wirkung von Codein wird durch Morphin (und Morphin-6-glucuronid) vermittelt, das durch oxidative Demethylierung über CYP2D6 aus Codein entsteht. Bei gleichzeitiger Behandlung mit dem CYP2D6-Inhibitor Chinidin wurden verminderte Plasmakonzentrationen der O-demethylierten Codein-Metaboliten gemessen. Experimentell wurden dabei verminderte Wirkungen gefunden.
Verminderte Wirksamkeit von Codein möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit CYP2D6-Inhibitoren (Abirateron, Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Levomepromazin, Paroxetin, Sertralin) kann möglicherweise die analgetische und antitussive Wirksamkeit von Codein beeinträchtigen.
Ist die gleichzeitige Behandlung mit CYP2D6-Inhibitoren erforderlich, sollen die Patienten auf eine eventuell verminderte analgetische bzw. antitussive Wirksamkeit hin beobachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen
Pentoxyverin - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
Der Metabolismus von Pentoxyverin wird nach In-vitro-Befunden hauptsächlich durch CYP2D6 katalysiert. Daher können starke CYP2D6-Inhibitoren theoretisch den oxidativen Metabolismus von Pentoxyverin hemmen. Ob dies in einem klinisch relevanten Ausmass geschieht, ist nicht bekannt.
Verstärkte Wirkungen von Pentoxyverin möglich
Bei gleichzeitiger Behandlung mit CYP2D6-Inhibitoren (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Haloperidol, Paroxetin, Propafenon) sind verstärkte Wirkungen von Pentoxyverin nicht ganz auszuschliessen. Zeichen einer Pentoxyverin-Überdosierung sind zentralnervöse und gastrointestinale Symptome wie Sedation und Erbrechen.
Pentoxyverin und CYP2D6-Inhibitoren sollen mit Vorsicht gleichzeitig eingesetzt werden. Auf eventuelle Überdosierungssymptome von Pentoxyverin soll geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen
Fesoterodin, Desfesoterodin - Enzyminhibitoren (CYP2D6), starke
Die Wechselwirkungen wurden nicht untersucht. Bei langsamen CYP2D6-Metabolisierern war die mittlere AUC des aktiven Metaboliten von Fesoterodin (Desfesoterodin) um das Zweifache erhöht, verglichen mit schnellen Metabolisierern. Bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP2D6-Hemmern wird daher eine erhöhte Fesoterodin-AUC erwartet. Chinidin kann darüber hinaus die anticholinergen Effekte von Fesoterodin bzw. Desfesoterodin additiv verstärken.
Verstärkte Wirkungen von Fesoterodin bzw. Desfesoterodin möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP2D6-Hemmern (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Paroxetin) kann verstärkte Wirkungen von Fesoterodin bzw. Desfesoterodin hervorrufen. Die betrifft vor allem anticholinerge Effekte wie Mundtrockenheit, trockene Augen, Dyspepsie, Obstipation und Miktionsstörungen.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP2D6-Hemmern sollen die Patienten besonders sorgfältig auf unerwünschte Wirkungen von Fesoterodin bzw. Desfesoterodin überwacht werden; eine Halbierung der Dosis auf 4 mg (Fesoterodin) bzw. 3,5 mg (Desfesoterodin) kann nötig werden.
Vorsichtshalber überwachen
Pitolisant - Enzyminhibitoren (CYP2D6)
CYP2D6-Inhibitoren können den oxidativen Metabolismus des CYP2D6-Substrats Pitolisant hemmen: Die gleichzeitige Behandlung mit Paroxetin erhöhte die mittlere cmax und die AUC von Pitolisant um ca. 47 % bzw. 105 %.
Verstärkte Wirkungen von Pitolisant möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit CYP2D6-Inhibitoren (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Duloxetin, Fluoxetin, Mirabegron, Paroxetin, Terbinafin) kann die Wirkungen von Pitolisant möglicherweise verstärken. Symptome einer Überdosierung von Pitolisant sind u. a. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Übelkeit und Abdominalschmerzen.
Bei der gleichzeitigen Behandlung mit Pitolisant und CYP2D6-Inhibitoren ist Vorsicht geboten. Die Patienten sollen sorgfältig beobachtet und die Dosierung von Pitolisant nach Bedarf angepasst werden.
Vorsichtshalber überwachen
Tamsulosin - Enzyminhibitoren (CYP2D6), starke
Tamsulosin wird teilweise durch CYP2D6 verstoffwechselt, so dass CYP2D6-Hemmer die Elimination verzögern können: Der starke CYP2D6-Hemmer Paroxetin erhöhte die Bioverfügbarkeit von Tamsulosin bei 24 Probanden im Schnitt um den Faktor 1,6.
Verstärkte Wirkungen von Tamsulosin nicht auszuschliessen
Die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP2D6-Hemmern (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Paroxetin) kann verstärkte Wirkungen von Tamsulosin (Blutdruckabfall) hervorrufen.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP2D6-Hemmern soll vorsichtshalber auf verstärkte Tamsulosin-Effekte (Blutdruckabfall) geachtet werden.
Vorsichtshalber überwachen
Tetrabenazin - Enzyminhibitoren (CYP2D6), starke
Die aktiven Tetrabenazin-Metaboliten (alpha- und beta-Dihydrotetrabenazin) sind Substrate von CYP2D6. Daher können bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP2D6-Inhibitoren die Plasmakonzentrationen der aktiven Metaboliten von Tetrabenazin erhöht sein und es kann zu einer Verstärkung der Wirkungen von Tetrabenazin kommen. Paroxetin erhöhte die Bioverfügbarkeit von alpha-Dihydrotetrabenazin nach einer Einmaldosis von Tetrabenazin (50 mg) im Schnitt um das 3-Fache. In einer Studie wurde bei gleichzeitiger Behandlung mit Paroxetin oder Fluoxetin allerdings keine erhöhte Häufigkeit unerwünschter Arzneimittelwirkungen während der Behandlung mit Tetrabenazin festgestellt.
Verstärkte Wirkungen von Tetrabenazin möglich
Die Behandlung mit starken CYP2D6-Inhibitoren (Bupropion, Chinidin, Cinacalcet, Fluoxetin, Paroxetin, Terbinafin) kann möglicherweise die Wirkungen von Tetrabenazin verstärken. Nebenwirkungen von Tetrabenazin können Schläfrigkeit, Schwitzen oder Hypotonie sein.
Die gleichzeitige Behandlung von Tetrabenazin und starken CYP2D6-Inhibitoren soll mit Vorsicht erfolgen. Eine Reduktion der Tetrabenazin-Dosis kann erforderlich sein. Die FDA empfiehlt bei gleichzeitiger Behandlung mit starken CYP2D6-Inhibitoren eine tägliche Maximaldosis von 25 mg Tetrabenazin.
Vorsichtshalber überwachen
Cinacalcet, Etelcalcetid - Burosumab
Parathormon-Antagonisten (Cinacalcet, Etelcalcetid) wie auch Burosumab senken beide den Serumcalciumspiegel. Die Interaktion wurde bislang nicht in klinischen Studien untersucht.
Erhöhtes Risiko einer Hypokalziämie
Die gleichzeitige Behandlung mit Cinacalcet bzw. Etelcalcetid und Burosumab kann eine Hypokalziämie hervorrufen. Symptome einer Hypokalziämie sind Parästhesien, Muskelkrämpfe, Tetanie und neuromuskuläre Hyperreflexie. Im späteren Verlauf können Hypotonie und eine QT-Verlängerung auftreten.
Bei der Therapie mit Parathormon-Antagonisten sind ohnehin die Serumcalciumspiegel engmaschig zu überwachen. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Burosumab ist zusätzlich Vorsicht geboten und auf Symptome einer Hypokalziämie zu achten.
Vorsichtshalber überwachen
Dapoxetin - Enzyminhibitoren (CYP2D6), starke
CYP2D6-Hemmer können den oxidativen Metabolismus des CYP2D6-Substrats Dapoxetin hemmen.
Verstärkte Wirkungen von Dapoxetin möglich
Die gleichzeitige Behandlung mit starken CYP2D6-Hemmern kann die dosisabhängigen unerwünschten Wirkungen von Dapoxetin verstärken bzw. vermehren. Dazu gehören Somnolenz, gastrointestinale Störungen wie Übelkeit und Erbrechen, Tachykardie, Tremor, Agitation und Schwindel.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit CYP2D6 Hemmern ist Vorsicht geboten; es ist nicht empfohlen, die Dapoxetin-Dosis auf 60 mg zu erhöhen und es ist besonders auf unerwünschte Wirkungen von Dapoxetin zu achten.
Vorsichtshalber überwachen